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Die zweite Chance

Vor 60 Jahren war so wenig über Krebs bekannt, dass wir nicht wussten, wie diese Krankheit behandelt werden muss. So konnte den Betroffenen nicht geholfen werden und viele starben. In den USA wurden damals die Kräfte gebündelt, grosse Krebszentren entstanden. Recht rasch wurden riesige Fortschritte erzielt. Heute wissen wir aber auch, dass Patienten, die weit weg von diesen Zentren wohnen, weniger lang leben.

 

Seither habe sich zwei wesentliche Dinge geändert. Einerseits leben heute viele Menschen mit oder nach Krebs und diese (ehemaligen) Krebspatienten brauchen mehr Betreuung als andere Menschen. Anderseits müssen die Patienten, Ärzte, Pflegenden und Forscher nicht mehr an einem Ort vereint sein, weil dank der Digitalisierung die Daten «reisen», nicht mehr die Patienten.

 

Die Betreuung kann von Berufsleuten erbracht werden, die wohnortnah sind, manchmal sogar wie die Spitex zum Patienten nach Hause kommen. Dank digitalen Hilfsmitteln sind diese mit der Welt verbunden und haben Zugang zu den Informationen, die es braucht, um die bestmögliche Betreuung bieten zu können. Stellen kleinere Städte und Landregionen diesen Berufsleuten die notwendige Infrastruktur zur Verfügung, erhalten auch sie eine Chance mit dem medizinischen Fortschritt mitzuhalten.

 

In der Forschung ist dies schon Realität. Letzten Monat haben Forscher aus Miami, Bellinzona, Lugano, Neuchâtel und Huttwil an einem Kongress in Kentucky (USA) die Resultate einer gemeinsamen Studie präsentiert, ohne dass sie für diese Studie auch nur einmal gleichzeitig im gleichen Raum gewesen wären.

 

Firmen, die solche digitalen Lösungen anbieten, sind ebenso wenig örtlich gebunden und haben ihren Firmensitz deshalb beispielsweise in einer früheren Färberei in der Nähe Winterthurs oder in einer alten Weberei in Burgdorf. Die Digitalisierung eröffnet die Chance auf eine neue Nutzung dieser Gebäude der industriellen Revolution.

 

Genauso geht es den Krebsbetroffenen selbst. Die Digitalisierung ermöglicht es ihnen, ebenfalls örtlich weniger gebunden zu sein, als noch vor nur zehn Jahren. Sie können zuhause bleiben oder reisen und dennoch mit ihrem Arzt, ihrer Spitex und ihren Angehörigen im Kontakt bleiben. Es ist gesellschaftlich akzeptiert, wenn eine Person nach einer Krebserkrankung etwas in ihrem Leben ändern will. Nun haben die Betroffenen noch mehr Möglichkeiten, die Chance zu packen, dies zu tun – sofern sie es überhaupt wollen.

 

Heute ist Krebs kein Todesurteil mehr. Immer mehr Menschen überleben Krebs. Bereits heute leben in der Schweiz zehnmal mal mehr Menschen nach einer Krebserkrankung als Menschen mit einer neuen Krebsdiagnose. Der Fortschritt ist dermassen rasant, dass es jedes Jahr noch besser wird. Die Digitalisierung lässt auch die Landbevölkerung davon profitieren.

 

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