Covid si è fermato a Empoli

In seinem Buch "Cristo si è fermato a Eboli" beschreibt der Turiner Arzt Carlo Levi wie er Lukanien Ende der 1930er Jahre erlebt habt. Für ihn war Lukanien eine isolierte Gegend Italiens, weg von der Moderne.

Italien wird heute in den Medien als der Startpunkt der Corona-Krise in Europa beschrieben. Das ganze Land wird in einen Topf geworfen, dabei genügt ein simpler Blick auf die Fallzahlen pro Region, um zu verstehen, dass das Bild der unkontrollierten Ausbreitung falsch ist. Die südlichen Regionen sind viel weniger betroffen als die nördlichen Regionen. Irgendwo südlich von Florenz und nördlich von Rom fällt die Zahl der Infizierten pro 100'000 Einwohner unter dem Wert aller Schweizer Kantone.

Grosse Städte wie Rom oder Neapel haben verhältnismässig weniger Fälle als kleinere Schweizer Städte wie Solothurn, Schaffhausen oder Baden. Die Zahlen sind tief, egal ob Millionenstadt oder ländliche Provinz, egal ob unbekanntes Dorf oder berühmter Ort wie Matera, der Kulturhauptstadt Europas 2019.

Die drastischen Massnahmen der italienischen Regierung haben den Süden Italiens geschützt. Erfolgreich sind die Massnahmen aber nur, weil die Italiener diszipliniert mitmachen. Nicht aus teutonischer Disziplin, sondern aus Gemeinschaftssinn wie er im Mezzogiorno immer noch gilt. Ein Gemeinschaftssinn, der Sozialkontrolle bedeutet aber auch seine Wurzeln in der Wahrung des Wertvollen hat. Der Süden braucht den Schutz der Ressourcen für seine Stabilität. Ressourcen, die sich nicht in Euro messen, aber ein Leben mit verhältnismässig wenig Euro ermöglichen.

Die Corona-Krise ist auch eine Krise der Schnelllebigkeit. Regionen, die auf Langfristigkeit setzen, nehmen weniger Schaden. Darum geht es und nicht um eine scheinbare Isolation, wie sie Carlo Levi beschrieben hatte.