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Halbe Lösungen

Oberhalb von Eriswil gibt es eine Sitzbank, die einen schönen Blick auf das Dorf bietet. Wer auf dieser Sitzbank Platz nimmt, kehrt einer aussergewöhnlichen Aussicht Richtung Jura den Rücken zu. Mit der Platzierung der Sitzbank wird eine Priorität auf das Hier gesetzt, der Blick nach innen gerichtet. Was kümmert mich das nicht fassbare Ferne, wenn das Nahe mir den Halt gibt?

Die Frage suggeriert, Beides sei nicht möglich, man müsse sich entscheiden. Im Falle dieser Sitzbank trifft das nicht zu. Solche "Entweder-Oder-Fragen" wie die Wahl eines Präsidenten in den USA mit nur zwei Kandidaten sind einschränkend. Die bestmögliche Lösung, die Bündelung der Kräfte, wird von Anfang an verunmöglicht. Entweder-Oder-Fragen spalten, führen zum Zweikampf und damit zu Siegern und Verlierern.

In den meisten Fällen muss man gar nicht verzichten. Es genügt, ganzheitlich zu denken und echte Lösungen zu suchen. Die Sitzbank ist gerade und schränkt damit automatisch ein. Zwei Sitzbänke würden schon den Horizont erweitern. Sie müssen sich nicht zwingend den Rücken zuwenden. Ein Nebeneinander würden den Dialog fördern. Eine runde Sitzbank um den Baum herum, unter dem die Sitzbank ist, würde nochmals andere Perspektiven ermöglichen.

Wer will, begnügt sich nicht mit halben Lösungen.

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