Der 22. Mai ist seit 1999 der «Tag der Lukaner in aller Welt», ein Tag der daran erinnern soll, dass viele Lukaner ausgewandert sind. Es ist auch der Versuch der Region, den Kontakt zu behalten und die Auswanderer daran zu erinnern, dass «Eure Heimat immer da ist und darauf wartet, Euch in seinen 131 Gemeinden als ihre Kinder jederzeit willkommen zu heissen.» (Botschaft des Präsidenten der Region Basilicata 2022).
Auswanderung und Landflucht gibt es überall auf der Welt. Eine Studie im Auftrag des Ausschusses für regionale Entwicklung des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2008 vergleicht die Basilicata mit drei anderen Regionen in Frankreich, Schweden und Rumänien. Unter diesen vier Regionen ist die Basilicata die einzige, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Bevölkerungsrückgang in den nächsten 25 Jahren vorausgesagt wird. Während in der Bretagne die Binnenmigration zwar eine Schrumpfung der ländlichen Gebiete verursacht, die Bretagne insgesamt aber wächst, schrumpft die Basilikata insgesamt, obwohl auch sie durch Binnenmigration eine Schrumpfung der ländlichen Gebiete und ein Wachstum der städtischen Gebiete hat.
Solche Phänomene im Alltag habe ich bereits mehrmals für die Region Huttwil in der Schweiz
thematisiert. Die Mechanismen sind überall die gleichen. Die verbesserte medizinische Versorgung führte zu einer Senkung der Kindersterblichkeit und zu einer erhöhten Lebenserwartung. Die
Lebensmittelversorgung konnte mit der Bevölkerungsentwicklung nicht mithalten, was zu Auswanderung führte, auch in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Der Geburtenrückgang führt zu Schulschliessungen. Verlieren die kleinen Gemeinden an Attraktivität, wachsen die
Zentren.
Italien bildet mehr junge Menschen aus als der Markt aufnehmen kann. Einige wandern aus. Wer bleibt verdient so wenig, dass eine eigene Wohnung oft ausser Reichweite bleibt. Die Situation wird in der Basilicata dadurch verschärft, dass schon die Ausbildung oft ausserhalb der Region gemacht werden muss. Sind die Jungen einmal weg, kommen sie nicht so schnell zurück. In der Studie für das Europäische Parlament wird das «einen Verlust an innerer demografischer Vitalität» genannt. Die Basilicata ist dabei ein Extrembeispiel, denn die Studie sagt einen Bevölkerungsrückgang für 42% der Regionen in den EU-Ländern voraus.
Der Tag der Lukaner in aller Welt ist ein Versuch, über kulturelle Identifikation Auswanderer und ihre Nachfahren zur Investition zu bewegen. Manche tun das auch wie beispielsweise Francis Ford Coppola.
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