Es ist eine Eigenart von Finanzverantwortlichen immer wieder zu jammern, das Geld reiche nicht. Bundesrat Otto Stich war dafür berühmt, Budgets zu präsentieren, die viel schlechter waren als die Jahresrechnungen. Ich kann mich an die alljährlichen Schlagzeilen erinnern, Otto Stich habe wieder einmal eine Milliarde oder zwei mehr gefunden.
Sein Satz «man kann auf die Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt» ist legendär geworden und wird von manch einem Finanzminister oder Gemeinderat Finanzen zitiert, wenn er zu Sparsamkeit aufruft und/oder eine Steuererhöhung ankündigt.
Huttwils Otto heisst Marcel. Was haben wir in letzter Zeit hören müssen, die Finanzlage der Einwohnergemeinde Huttwil sei schlecht, eine Steuererhöhung kaum abzuwenden! Nun hat die Einwohnergemeinde das Resultat der Jahresrechnung 2021 veröffentlicht und siehe da, anstatt eines angekündigten Defizits macht die Gemeinde Gewinn. Die Gemeinde schliesst fast 1.5 Millionen besser ab als budgetiert, sowohl dank höheren Steuereinnahmen als auch dank weniger Ausgaben. Auch die Jahresrechnung 2020 schloss schon 2 Millionen besser ab, als budgetiert. Wie in den besten Stich-Jahren.
Das finanzielle Potential wurde also nicht ausgeschöpft, vor lauter Sparen und Investitionenzurückstellen, verliert das Drohgespenst Steuererhöhung an Wirkungskraft. Dabei wäre eine Diskussion durchaus angebracht, was mit den heutigen Mitteln erreicht werden kann und was mit mehr Steuereinnahmen möglich wäre.
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