«Hier ist nichts los!» war meine erste Reaktion als ich die Zeitungen nach einem Auslandaufenthalt las, um mich sofort zu korrigieren. Oh doch! In Huttwil ist einiges los, nur nichts Grosses,
Spektakuläres. Keine Skandale und Gewaltakte, sondern das ganz normale Zusammenleben von Menschen, die trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten und Gefühlslagen das tun, was
eigentlich die überwiegende Mehrheit der Menschen tun möchte: einigermassen friedlich miteinander leben.
Das sei darauf zurückzuführen, dass Huttwil nie in einem Krieg involviert war, werden Sie mir jetzt vielleicht entgegnen. Mag sein, aber nicht nur. Denn Huttwil war ein wichtiger Ort während des
Bauernkriegs. Huttwil liegt auch an der Grenze zwischen den Kriegsparteien des letzten Bürgerkriegs der Schweiz. Die Wunden dieses Krieges sind jedoch
kaum noch spürbar oder sichtbar.
Irgendeinmal wird der Krieg in der Ukraine vorbei sein und da werden Menschen auf beiden Seiten der Grenze damit klarkommen und wieder ein Zusammenleben finden müssen. Wie lange das gehen kann,
sieht man an den Folgen der Weltkriege. 1984, 66 Jahre nach Kriegsende, gedachten die Präsidenten Deutschlands und Frankreichs gemeinsam an die
Toten von Verdun. 55 Jahre dauerte es, bis sich die Präsidenten Sloweniens und Italiens in Basovizza zu diesem Schritt
zusammenfanden.
Greueltaten werden zum Vorschein kommen und auch da werden die Wunden lange brauchen um zu verheilen. 69 Jahre dauerte es bis die Präsidenten Deutschlands und Italien zusammen vor der
Gedenkstätte des Massakers von
Sant’Anna di Stazzema standen. Greueltaten, die nicht nur am Ort des Geschehens Spuren hinterlassen, sondern die Täter in ihre Heimat mitnahmen, wie der Film Bergfried eindrücklich zeigt.
Friedlich ist Huttwil auch, weil nach dem Sonderbundkrieg ein neues gemeinsames Land entstand, das nicht nur auf die Bedürfnisse der Sieger achtete, sondern die Verlierer zu Verbündeten machte.
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