Alle Sitzbänke auf dem Huttwilberg waren leer, sie waren nicht gerade einladend, so tropfnass. Stundenlang hatte sich der Himmel dermassen geleert, dass der sonst friedliche Sahlibach sich zu einem reissenden Bach mit Wasserfall verwandelt hatte. Am Nachmittag vor Heiligabend schaute ich den Himmel an und fragte ihn, wieso er so traurig sei.
Lag es daran, dass auf den Tag genau vor zehn Monaten das grösste Land Europas das zweitgrösste angegriffen hat und seither viele Menschenleben ausgelöscht, verstümmelt, zerstört wurden?
Lag es daran, dass in Huttwil jede zweite Strassenlaterne als Energiesparmassnahme nachts ausgeschaltet wird, aber das Stadthaus wie eh und je beleuchtet wird oder die Fussballer an der Weltmeisterschaft in Katar in klimatisierten Stadien spielten?
Lag es daran, dass mehrere europäische Politiker und andere Entscheidungsträger verhaftet wurden, weil sie von Katar sollen bestochen worden sein, um ein positives Bild dieses Landes zu schaffen?
Lag es daran, dass die Schweiz im Hinblick auf explodierende Stromrechnungen erstaunt von der abtretenden Energieministerin erfahren musste, dass in der Schweiz Insiderhandel und Manipulation des Strommarkts nicht verboten ist?
Schau nicht nur auf die Bösen dieser Welt, sagte ich dem Himmel, sondern auch auf das Positive. Sieh doch auch die Taten guten Willens. Ja, ich habe dieses Jahr dem Elend dieser Welt auch in die Augen geschaut, aber auch wunderbare Geschichten erlebt. Hör auf zu weinen!
Als mitten in der dunklen Nacht die Menschen gemeinsam «Stille Nacht» sangen, schluchzte der Himmel immer noch.
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