Zum Glück wohne ich nicht an der Atlantikküste dachte ich mir, als ich einen Artikel über den Abriss von Ferienwohnungen in Soulac-sur-Mer las. Das Meer hat immer mehr vom Strand weggetragen und nun wird das Gebäude abgerissen bevor es einstürzt. Als das Gebäude 1967, mein Geburtsjahr, gebaut wurde, war es 200 Meter vom Meer entfernt, nun sind es nur noch 20 Meter. Es muss schrecklich sein, wenn man Jahr für Jahr sieht, wie die Gefahr näherkommt und sich nicht abwenden lässt, egal was man unternimmt.
Zum Glück wohne ich nicht an der Adriaküste dachte ich mir, als ich letztes Wochenende realisierte, dass es zurzeit in Rimini gar nicht wärmer als in Huttwil ist. Den Anblick des leeren Strandes nach der Saison hatte ich schon befremdend gefunden, aber die Vorstellung, dass es an diesem Strand unter null Grad ist, übertrifft dieses Gefühl noch. Was ist Rimini ohne Sonne, Wärme und Touristen?
Wo man wohnt, ist Glückssache. Wo man geboren wird, kann man nicht beeinflussen. Entweder man hat Glück und kommt in einem friedlichen Land zur Welt oder das Pech, in einem Kriegsgebiet geboren zu werden. Das Leben kann uns irgendwohin verschlagen und das Glück uns plötzlich verlassen. Unter den Trümmern im Erdbebengebiet liegt ein ghanaeischer Stürmer, der wenige Stunden vor dem Erdbeben bei einem Heimspiel ein Tor in der höchsten Fussballiga geschossen hatte. Glück und Pech auf engstem Raum.
Sie wollen das Glück erzwingen, hört man oft von Mannschaftssportlern, die gerade erfolglos sind. Das Glück kann man nicht erzwingen. Da gefällt mir die Fussballerweisheit besser, dass der Ball nicht ins Tor landen kann, wenn er nicht aufs Tor geschossen wird. Naturkatastrophen kann man nicht verhindern, aber ihre Folgen schon. «Perché, credetemi, il modo migliore di ricordare i morti è quello di pensare ai vivi», sagte der italienische Staatspräsident Sandro Pertini in seiner eindrücklichen Rede nach dem Erdbeben von 1980.
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