In Huttwil sind diese Woche Schulferien. Die sogenannte Sportwoche ist ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, als Skifahren DIE nationale Sportart war und alle jungen Menschen Poster von Rennfahrer und Rennfahrerinnen in ihren Zimmer aufhingen. Wer in diesen Anzügen in seltsamen Farben schneller ins Ziel kam als seine Widersacher aus dem östlichen Nachbarn wurde zum Nationalhelden erkoren. In Skischuhen zuoberst auf einem Podest zu stehen und der jubelnden Menge zuzuwinken, träumten manche von uns.
Ich kann mich noch an meine Zeit als Sekundarschüler erinnern, als wir jeden Morgen in Zollbrück ein Car bestiegen, um von unseren Lehrern begleitetet im Sörenberg das Skifahren zu erlernen. Erstaunt schauten wir unserem Deutschlehrer zu, einem kleinen, bulligen ehemaligen Oberst, der drei Jahre lang für die Schweiz an der innerkoreanischen Grenze stand. So elegant wie sein Fahrstil war seine Wortwahl im Unterricht nicht. Dass der Mathematiklehrer ein Ski-Ass war, empfanden wir als normal, schliesslich kam er aus dem Berner Oberland.
Damals fiel der Schnee noch bis in die Niederungen und vor unsere Haustüre in Lauperswil präparierten wir mit unseren Skiern eine Piste, die auch von der Primarschule genutzt wurde. Der Bauer grollte uns deswegen keineswegs. Weiter unten im Dorf, zwischen der Schule, der Post und der Hauptstrasse entstand eine Eisbahn auf der wir Eishockey lernten. Stolz kannten wir die Spieler des SC Langnau zum Teil persönlich, Rolf Tschiemer verkaufte mir mein erster Plattenspieler.
Die Kälte ist geblieben, zumindest dieses Jahr. Den Schnee muss man suchen, sogar wenn er aus Schneekanonen stammt. Die Idole der Jungen praktizieren andere Sportarten, manchmal virtuelle e-Sportarten. Die Musiker, die auch zu unseren Zeiten Platz neben den Sportlern fanden, sehen anders aus, was meine Mutter nicht stören wird. Mit Johnny Rotten in meinem Zimmer oder dem androgynen David Bowie im Zimmer meiner Schwester strapazierten wir ihre Geduld.
Aber ich schweife ab, das Thema war die Sportwoche, ein Überbleibsel, das den Wandel der Zeiten überlebt hat, obwohl die Schweiz heute im Eishockey und im Fussball eine Weltmacht ist und eine Woche Skiurlaub für die meisten Schweizer Familien unerschwinglich geworden ist. Wie viele Huttwilerinnen und Huttwiler überhaupt diese Woche Bretter schnallen, um auf weissen Autobahnen zu carven, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich gehöre nicht dazu, denn ich gehöre zur Generation, die mit langen Schiern stritten, ob man nun wedelt oder umsteigt. Ich lasse Euch raten, zu welchem Lager ich gehörte.
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