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Creare luoghi da vivere

Vor wenigen Tagen verkaufte die Gemeinde von Laurenzana (Provinz Potenza) ein Haus für ein Euro. Das Haus war seit Jahren unbewohnt, da die Eigentümer verstorben waren und es Familienmitgliedern vererbten, die in die Schweiz ausgewandert waren. Diese wurden nie wieder in der Gegend gesehen.

Laurenzana ist eine von über 20 Gemeinden in Süditalien, die sich mit solchen Aktionen eine Wiederbelebung erhoffen. Die vielen Auswanderungswellen haben die Dörfer entleert. Was nicht von Erdbeben, Erdrutsche oder den Sarazenen zerstört wurde, ist durch die schrumpfende Bevölkerungszahl gefährdet. Verlieren die Kinder der Auswanderer den Bezug zur Herkunft der Familie, so zerfallen die Häuser.

Das Phänomen verlassener Ortschaften ist nicht neu in der Basilicata. Im 18. Jahrhundert entstand in Campomaggiore ein Dorf, das von einem Feudalherrn so gewollt war. Nach hundertfünfzig Jahren musste es nach einem Erdrutsch aufgegeben werden. Craco wurde ursprünglich auf Felsen gebaut, aufgrund der urbanen Entwicklung wuchs die Ortschaft über den Felsen hinaus auf unstabilem Boden. Der Druck der Häuser destabilisierte den Boden noch mehr, nach dem Bau einer Kanalisation gab der Hang nach. Das Erdbeben von 1980 gab Craco den Rest, seither dient es noch als Kulisse für Filme und Musikvideos.

Ähnlich erging es Alianello. Die Behörden erklärten den Ort nach dem Erdbeben von 1980 für unbewohnbar während die Bevölkerung es wie nach dem Erdbeben von 1857 wieder aufbauen wollte. Die emotionale Bindung der Vertriebenen zu ihrem Dorf ist so stark, dass sie Salviamo Alianello gründeten, einen Verein zum Erhalt des Ruinendorfes.

Einen ähnlichen Verein gibt es auch in Guardia Perticara, wenn auch aus einem anderen Grund. Dieses 500-Seelen-Dorf ist gleichzeitig Sitz der TotalEnergies EP Italia S.p.a, einer Tochtergesellschaft des Erdölkonzerns Total, Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia und Träger der Bandiera Arancione des Italienischen Touring Clubs. SalvaGuardia wehrt sich gegen den Ausbau einer Deponie zur grössten Sondermülldeponie Europas für Ölabfälle, Schlamm und Asbest. Die Frage nach Erdöl als Glücksfall oder als Fluch spaltet die Dorfgemeinschaft.

Immer suchen die Gemeinden der Basilicata nach Möglichkeiten, ihre Dörfer als Lebensorte zu erhalten oder wiederzubeleben. Nachhaltig ist eine Entwicklung nur, wenn eine gesamte Wertschöpfungskette entsteht.

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