Die Basilicata hat mehrere Auswanderungswellen erlebt. Die Gründe und wie die Nachfahren der Auswanderer die Basilicata sehen, habe ich in früheren Beiträgen beschrieben. Bücher in deutscher Sprache über die Folgen der Auswanderung am Beispiel einzelner Schicksale sind selten.
Claudia Durastanti ist in Brooklyn geboren, dort und in der Basilicata aufgewachsen und lebt in London. Von ihren gehörlosen Eltern konnte sie Italienisch nicht lernen und doch ist es die
Sprache, die sie gewählt hat, um «la straniera (die Fremde)» zu schreiben. Ihre eigene Geschichte, die Geschichte eines Menschen, der überall fremd ist, sogar in der Welt ihrer eigenen Eltern. Es
gibt Textpassagen, die wie einen Schlag in die Magengegend wirken: «Wir sterben und vielleicht wird auf unserem Grabstein der Name des Menschen stehen, den wir geliebt haben, der Beruf, den
wir hatten, ein Satz aus einem Buch, das wir viele Mal gelesen haben. Was nicht auf unseren Grabsteinen stehen wird, ist unsere Entfernung von daheim.»
Viel lustiger ist «Antonio hat eine Idee» von Anna und Sabrina Di Matteo (mit der Hilfe von Julia Beylouny) über ihren Vater Antonio Di Matteo. Antonio, ein arbeitssuchender Analphabet aus
Colobraro wandert 1969 aus und baut dank seinem Ideenreichtum in Wewer, einem Stadtteil von Paderborn, eine Existenz auf. Höhen und Tiefen wechseln sich ab, immer wieder geht es vorwärts. Auch
wenn es Antonio mit der Gesundheit bezahlt, ist das Buch eine unterhaltsame Beschreibung dieses unbändigen Willens, in der Fremde etwas für die Familie aufzubauen, und dieses ewigen Schmerzes,
dass es in der Heimat keine Perspektiven gab.
Beide Bücher beschreiben auch, wie es kein Zurück gibt. Die Nachfahren bleiben in der Ferne, suchen dort ihren Platz. Für die Basilicata sind sie als Arbeitskräfte verloren, auch wenn sie sich
als Lukaner bezeichnen und als solche auch gesehen werden.
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