Über diese Brücke ging ich als Teenager, da bröckelte sie schon. Nun darf sie nicht mehr, was Brücken normalerweise tun: verbinden.
Über diese Brücke haben wir alle geflucht. Wer zuerst auf dem Pass stand, konnte lachend zuschauen, wie der andere mühsam zwischen den Mauern rückwärtsfahrend Platz machte.
Über diese Brücke haben Generationen von Gemeinderäten beraten. Leider waren es Menschen, die Politik mit Wirtschaft verwechseln, mit dem Geldbeutel denken.
Über diese Brücke darf man nicht mehr, die einzige Brücke über die Emme zwischen Emmenmatt und Zollbrück. Sie muss erhalten bleiben, so will es der Denkmalschutz.
Neben der Brücke ist eine Haltestelle. Halt auf Verlangen, wo gibt es das noch? Das frühere Wartehäuschen aus Holz verschwand, bevor es unter Schutz stand.
Eine Brücke als Symbol. Sie sollte verbinden, die Menschen trockenen Fusses von einem Ufer zum anderen bringen. Sie ist so gebaut, dass sie Dir verbirgt, was auf der anderen Seite Dich erwartet. Ihre Bauweise ist so selten, dass sie geschützt ist. Wovor? Vor den Zerfall, der seit Jahrzehnten an ihr nagt? Vor den Menschen, die lieber anderswo für anderes das Steuergeld ausgegeben haben?
Eine Brücke als Mahnmal. Wenn Sinn und Zweck aus den Augen verloren gehen, wenn die Bedeutung der Dinge in Vergessenheit gerät, leidet eine Gemeinschaft. Wer Brücken zerfallen lässt, bricht auch Brücken zu Mitmenschen ab, anstatt sie zu bauen und pflegen.
Ich habe sie gehasst diese Brücke, weil sie so eng war, so unübersichtlich, so unfreundlich. Nun ist sie da und wird von ihrem Eigengewicht bedroht. Weil die Menschen zu ihr nicht Sorge getragen haben.
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