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Der Bruch

Italiens Süden ist wirtschaftlich deutlich weniger entwickelt als der Norden. Der Ursprung ist auf die Vereinigung zu einem einzigen Staat zurückzuführen.

 

Bis Mitte 19. Jahrhundert bestand das heutige Italien aus zahlreichen Königreichen, Herzogtümern, Stadtstaaten usw. Innert wenigen Jahren übernahm das Königreich Sardinien-Piemont die Kontrolle über das ganze Gebiet und stellte den ersten König Italiens.

 

Zahlreiche Kleinkriminelle und Räuber aus Süditalien, insbesondere der Basilikata, schlossen sich Giuseppe Garibaldi an. Vom Verfechter einer Republik erhofften sie sich ein neues Leben in einem neuen Staat, der ihnen eine Chance gab.

 

Bürgerkriege kennen immer Verlierer und Gewinner. Die Schweiz hat nach dem Sonderbundkrieg gezeigt, wie ein Staat nach einem Bürgerkrieg sich neu erfinden kann und die Minderheiten schützt.

 

In Italien geschah dies nicht, im Gegenteil. In der Basilikata entstand die Brigantenbewegung, die ihr ursprünglich kriminelles Handeln zum Befreiungskampf stilisierte. Unter der Führung von Carmine Crocco bildeten die enttäuschten Unterstützer von Garibaldi eine Armee, die grosse Erfolge verzeichnete und damit Hoffnungen weckte. Auch bei den Bourbonen, die ihre Krone als Könige beider Sizilien behalten wollten, und den Grossgrundbesitzern, die den Erhalt ihrer rentenkapitalistische Wirtschaftsweise anstrebten.

 

Das neue Königreich führte Krieg im Süden und investierte im Norden. Da Sardinien-Piemont kaum Verbündete im Süden hatte, setzte es auf norditalienische Politiker und Unternehmer. Während Norditalien wirtschaftlich aufblühte, stand der Süden während zwei Jahrzehnten still. Das Königreich beider Sizilien hatte mit dem Bau einer Eisenbahnlinie Napoli-Salerno-Potenza-Taranto begonnen und kam von Salerno her bis nach Eboli, bevor das neue Königreich ausgerufen wurde. Die Strecke wurde erst zwanzig Jahre später fertiggestellt.

 

Der Bürgerkrieg in Süditalien war geprägt von Verrat und Misstrauen. Der neue Staat war schwach und wegen seiner militärischen Präsenz und seinen hohen Steuern unbeliebt. Dies ermöglichte das Aufblühen der organisierten Kriminalität. Mehr dazu in einer Woche.

 

Buchempfehlung

 

Carmine Crocco (1889), Come divenni brigante

 

Die Autobiographie des Brigantenführes wurde meines Wissens nie in Deutsch übersetzt. Es gibt Übersetzungen in Französisch (Ma vie de Brigand) und Englisch (How I became a bandit)

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