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Landflucht

Wenn das Land aber entleert wurde, dann gibt es kein Zurück mehr. Infrastrukturen braucht der Mensch, sonst zieht er weg. Das ist der Schweiz nicht anders, wie das Dorf Indemini mit seinem Weiler Monti Sciaga zeigt. (Blog vom 1. September 2020).

 

Die Auswanderung ist nicht die einzige Lösung für all jene, die keine Perspektive in den ländlichen Dörfern mehr sehen. Die Binnenwanderung, die Flucht vom Land in die Stadt, hat in Europa mit der Industrialisierung eingesetzt. Auch die Schweiz wird immer städtischer.

 

Bis jetzt leeren sich in der Schweiz vor allem Seitentäler in den Alpen. Anderswo ist die Landflucht gering, verdeckt aber den Rückgang von Menschen im erwerbsfähigen Alter im Jura, den Voralpen und teilweise im Mittelland. Die kurzen Distanzen ermöglichen es zudem vielen Erwerbsfähigen in ihrem Dorf zu wohnen und täglich in die städtischen Ballungszentren zu pendeln.

 

In Süditalien sind die Distanzen zu gross. 40% der Bevölkerung der Basilicata lebt in den zehn grössten Gemeinden, 60% in den restlichen 121 Gemeinden, die sich weiterhin entleeren. Wer eine Ausbildung machen will, muss sein Dorf verlassen, viele Ausbildungen sind nicht an einer Schule der Basilicata möglich. Junge, die auswandern und anderswo erfolgreich werden, kehren nicht zurück. Auch Huttwil hat viele Talente gefördert, die höchstens als Referenten zurückkommen.

 

Noch werden die Bauernhöfe von der Generation der Eltern betrieben. Wie lange noch? Irgendeinmal schliessen die Schule, die Post und der Dorfladen. Irgendeinmal sind die Infrastrukturen weg und es ist nicht mehr möglich, eine Existenz aufzubauen.

 

Buchempfehlung

 

Sergio Del Molino (2023) Leeres Spanien ISBN 978-3-8031-2865-2

 

Mehr als die Hälfte Spaniens ist leer: Die Bevölkerung verteilt sich zu etwa 75 % auf Madrid im Zentrum sowie die Küstenregionen. Der Rest ist Landschaft, mit sterbenden Dörfern und einer Bevölkerungsdichte, die in Europa nur von Lappland und Teilen Finnlands unterschritten wird. Sergio Del Molino hat die Geschichte dieses »leeren Spaniens« geschrieben.

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Kommentare: 1
  • #1

    Lydia, Deutschland (Dienstag, 22 Oktober 2024 11:13)

    Lieber Herr Groux,
    ich weiß nicht, wie ich zu Ihrem Blog gekommen bin... aber mein Mann und ich waren im Sommer in der Basilikata und möglicherweise war es eine Empfehlung im reseführer?

    Auf jedenfall, lese ich Ihren klugen, warmherzigen Blog seit der Reise mit Interesse und möchte eimal DANKE sagen.

    Herzliche Grüße, Lydia Stumm