Alters- und Behindertenheime findet man in der Schweiz oft am Ortsrand, wenn nicht ausserhalb der Ortschaft. Die Standorte gewisser psychiatrischer Kliniken erwecken den Eindruck, die maximale Distanz zum Kantonshauptort sei ein wichtiges Kriterium.
Die Stimmbürger Huttwils verhinderten den Bau einer Kita mit Räumlichkeiten für eine Tagesschule in Nähe der Schulen. Heute sind die Kita und die Tageschule je an einem Ortsrand. Neben der Tagesschule ist ein Heim für Demenzerkrankte, bis vor Kurzem war ein Pflegeheim der Nachbar der Kita.
In Süditalien ist nur der Friedhof ausserhalb der Ortschaft. Die Toten brauchen keine soziale Teilhabe und wer sie besucht, schätzt die Ruhe weit weg vom Alltagsleben. Kinderlärm gehört in Italien zum Dorfleben genauso wie die Alten auf dem Dorfplatz.
Die Lebenserwartung ist in Italien so hoch wie in der Schweiz, dem teuren Gesundheitswesen der Schweiz zum Trotz. Während die Bevölkerung der Basilicata dank Screening-Bussen auch in den abgelegensten Dörfern Zugang zu Brust,- Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs-Früherkennungsprogrammen hat, bietet der Kanton Zürich nichts davon.
Die Schweiz grenzt die unproduktiven Menschen an den Rand, sprichwörtlich und in Realität. Anstatt vorzubeugen, heilt sie lieber, egal was es kostet. Zumindest bis jetzt.
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