Die Einwohner der Basilicata bezeichnen sich als «Lukaner». Dieses Volk besiedelte die Region, bevor sie von den Römern erobert wurde. Von da an war die Region nie mehr unabhängig. Auf die Römer folgten die Langobarden, dann die Normannen und so weiter bis 1861 das Königreich Italien entstand. Durch diese Bezeichnung schaffen die modernen Lukaner eine kulturelle Identität, die auf die Urzeiten der Region, vor den fremden Herren, zurückzuführen ist.
Das Schweizer Pendant zu den Lukanern sind die Helvetier. Im offiziellen Namen der Schweiz kommen sie in der lateinischen Version noch vor: Confoederatio Helvetica. Im deutschen Sprachgebrauch
werden die Schweizer selten als Helvetier bezeichnet, man spricht eher von den Eidgenossen oder wandelt den Begriff ab, beispielsweise zu Eisgenossen (Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft). Im
französischsprachigen Teil der Schweiz ist der Begriff «les helvètes» gebräuchlicher, insbesondere im Sport. Sich als «confédéré» (Eidgenoss) zu bezeichnen ist unüblich.
Die Habsburger als Feindbild zu verwenden und den Eid hervorzuheben, zeigt kaum Wirkung in der französischsprachigen Schweiz. Die Habsburger waren nie der äussere Feind der Westschweiz, denn sie gehörte zum Burgund und kam durch die Siege der Alten Eidgenossenschaft zur heutigen Schweiz.
Die kulturelle Identität in der Schweiz beruht also nicht auf ein Volk aus längst vergangenen Zeiten, sondern entstammt teilweise auch einer Legende, der Gründung eines Bundes durch den Schwur
eines Eides. Drei Herren, die sich gegenseitig Beistand gegen einen äusseren Feind schwören, führen zu einer anderen kulturellen Identität als ein Volk, das seit eh und je das Land besiedelte.
Als Nationalheld gilt aus diesem Grund auch nicht Divico, der Anführer der Helvetier gegen Julius Cäsar, sondern Wilhelm Tell, ein legendärer Schweizer Freiheitskämpfer gegen die Habsburger.
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Um 1800 wurde das politische System der Helvetischen Republik, der Helvetik, errichtet, ja sogar von Helvetismus war die Rede. Eine neue Richtung gab dem Begriff später eine Frau namens Helvetia, omnipräsent bis heute auf Briefmarken und Münzen.
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