Traditionen leben weiter, wenn sie gepflegt werden und sich entwickeln dürfen. Grundvoraussetzung dazu ist Respekt, ein sehr wichtiger Aspekt in einem Vielvölkerstaat mit den unterschiedlichsten Traditionen. Kann die Schweiz diesen Respekt im Zeitalter von Personenkult und – bashing? Kann die Schweiz noch Grautönen denken?
Nationalstaaten können sich in Krisensituationen auf ihre kulturellen Wurzeln berufen und dabei die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ansprechen. Als Vielvölkerstaat ist dies der Schweiz verwehrt. Natürlich können sich Politiker mit der Hellebarde gegen Verträge wehren, aber sie sprechen dabei nur einen Teil der Bevölkerung an. Fremdschämen, Kopfschütteln und Gelächter werden ebenso ausgelöst, denn viele Schweizerinnen identifizieren sich nicht mit Arnold Winkelried.
Die Einwohner der Basilicata bezeichnen sich als «Lukaner». Dieses Volk besiedelte die Region, bevor sie von den Römern erobert wurde. Das Schweizer Pendant zu den Lukanern sind die Helvetier. Als Nationalheld gilt allerdings nicht Divico, der Anführer der Helvetier gegen Julius Cäsar, sondern Wilhelm Tell, ein legendärer Schweizer Freiheitskämpfer gegen die Habsburger.
Alters- und Behindertenheime findet man in der Schweiz oft am Ortsrand, wenn nicht ausserhalb der Ortschaft. Die Standorte gewisser psychiatrischer Kliniken erwecken den Eindruck, die maximale Distanz zum Kantonshauptort sei ein wichtiges Kriterium.
Der Schweizer Sonderweg wurzelt in grundlegenden Moral- und Wertvorstellungen, die christlich geprägt sind. Gilt das weiterhin, wenn sich die Schweiz neu erfindet?
Frohe Weihnnachten!
Die zentrale Frage ist, wieso Schulen und Arbeitgeber so viel von den Schülern und Arbeitnehmenden fordern, dass sie sie überfordern. Wieso glauben Schulen und Arbeitgeber die Latte so hoch ansetzen zu müssen? Wieso glauben Schulen und Arbeitgeber, dass weniger nicht genügt?
Wir müssen nur wenige Schritte auf unserer Umkehr tun, um Hinweise zum sozialen Kapital in der Schweiz zu finden. Vor wenigen Tagen schrieben zahlreichen Zeitungen, dass über die Hälfte der Kinder und Jugendliche eine Therapie brauchen, bevor ihre obligatorische Schulzeit vorbei ist. Gemeint ist eine Therapie für psychische Erkrankungen.
Im Gegensatz zu den anderen Kapitalformen veränderte sich das soziale Kapital und wurde nicht «einfach» gemehrt wie die anderen Formen. Die sozialen Beziehungen, die Hauptressource des sozialen Kapitals, wurden nicht enger geknüpft, sondern durch andere Beziehungen ersetzt.